Geschichte
Weitramsdorf, Mittelpunkt der Großgemeinde Weitramsdorf im Landkreis Coburg, wird urkundlich erstmals um das Jahr 1177 erwähnt. Damals bestätigte Bischof Otto II. von Bamberg, dass Ulrich von Callenberg und seine Söhne Poppo und Konrad dem Zisterzienserkloster Langheim (bei Lichtenfels) Güter zu „Witramesdorf“ z.T. für 30 Silbermark verkauft und z.T. geschenkt haben.
Ebenfalls in Verbindung mit dem Kloster Langheim werden erstmals Neundorf, Altenhof, Gersbach (jeweils 1226), Schlettach (1245) und Hergramsdorf (1290) genannt. Verwaltet wurden diese Ortsteile von Weitramsdorf vom Klosterhof Tambach aus, der bedeutendsten Filiale des Klosters Langheim, später zugleich auch Sommersitz der Äbte des Klosters. Tambach selbst wurde 874 urkundlich als „Tanbah“ erwähnt, als es vorübergehend in den Besitz des Klosters Fulda kam; es ist somit der nachweislich älteste Ortsteil.
Auch Weidach wird erstmals im Zusammenhang mit einem Kloster genannt: 1149 in der Bestätigungsurkunde der Stiftung des Benediktinerklosters Mönchröden (heute Stadtteil von Rödental, Landkreis Coburg).
Aufgrund dieser geschichtlichen Kenntnisse wurde in das Wappen der Gemeinde Weitramsdorf der Abtsstab aufgenommen.
Die Namen unserer Ortsteile sowie inzwischen untergegangener Dörfer im Bereich unserer Großgemeinde (z.B. Sighartsdorf) erlauben es anzunehmen, dass unser Gebiet unter Kaiser Karl dem Großen (768-814) und der ihm folgenden Zeit im Rahmen der fränkischen Kolonisation besiedelt wurde. So konnte in Weidach ein Friedhof aus karolingischer Zeit nachgewiesen werden.
In den folgenden Jahrhunderten begegnen uns in unserer Großgemeinde als Grund- und Lehenherren unter anderem Markgraf Otto von Schweinfurt, Burggraf Hermann von Meißen, die Grafen von Wildberg, die Edelfreien von Callenberg und die Ministerialen von Kotzau, von Rotenhan, von Mährenhausen und von Schletten.
Während Weitramsdorf, Weidach, Schlettach und Gersbach seit der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts den Grafen von Henneberg und in deren Nachfolge (seit 1353) dem Hause Wettin gehörten, zählten Altenhof, Hergramsdorf, Tambach und Neundorf zum Fürstbischöflich Würzburgischen Territorium unter Bambergischen Schutz. Mit Ausnahme von Weidach verband alle anderen Ortschaften der gemeinsame Grund- und Lehenherr, das Kloster Langheim. Das traf auch nach Einführung der Reformation in den Ernestinischen Landen des Hauses Wettin zu (1528/29). Die Territoriumsgrenze zwischen Weitramsdorf und Altenhof wurde auch zu Konfessionsgrenze, im „Oberland“ die Evangelischen, im „Unterland“ die Katholischen. 1599 wurde diese Grenze im „Trappstadter Rezess“ zwischen Bischof Julius Echter von Würzburg und Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg genau festgelegt; von deren Verlauf zeugen noch heute zahlreiche Zentsteine in der Weitramsdorfer Flur.
Während nach der Säkularisation (1803) Neundorf, Tambach, Hergramsdorf und Altenhof unter der Standesherrschaft Tambach der Grafen zu Ortenburg 1814 endgültig zu Bayern kamen, blieben Weitramsdorf, Schlettach, Gersbach (diese bildeten seit 1869 eine Gemeinde) und Weidach beim Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld (seit 1826 Sachsen-Coburg und Gotha). 1920 kamen diese Dörfer als Teil des nunmehrigen Landkreises Coburg zum Freistaat Bayern. 1931 wurden Altenhof, Tambach und Hergramsdorf in den Landkreis
Coburg eingegliedert. Im Zuge der Gebietsreform der Gemeinden und Landkreise in den 70er Jahren kamen zwischen 1972 und 1978 die Gemeinden Tambach, Altenhof, Hergramsdorf, Neundorf und Weidach mit Weidach-Vogelherd zur Gemeinde Weitramsdorf.
Lag Weitramsdorf bis zur Wiedervereinigung Deutschlands (03. Oktober 1990) nahe der unüberwindlichen Grenze zur DDR und war faktisch nur von Süden zu erreichen, so ist es nun wieder von allen Himmelsrichtungen aus mit dem Auto anzufahren. Große Freude herrschte, als sich am 10. Dezember1989 nach fast vier Jahrzehnten zum ersten Mal der Grenzzaun nach Ummerstadt öffnete und die Nachbarn in Weitramsdorf begrüßt werden konnten. Der Tag der Wiedervereinigung wurde gemeinsam mit einem festlichen Gottesdienst in der Stadtkirche zu Ummerstadt begangen. Es bestehen weiterhin gute nachbarschaftliche Beziehungen.
Bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein war die heutige Großgemeinde mit nunmehr über 5100 Einwohnern (Stand 2004) vor allem durch die Industrie geprägt (Fabrikation von Holz- und Polstermöbeln sowie der Korbwarenherstellung). Geblieben sind zahlreiche handwerkliche und manche landwirtschaftliche Betriebe (teilweise mit Direktvermarktung). Zugenommen hat in letzter Zeit der Fremdenverkehr (vor allem in Weidach, Gersbach und Altenhof). Zu letzterem Wachstum trugen eine Sauna mit Schwimmbecken, ein Hallenbad in Weitramsdorf, eine Sport- und Kulturhalle in Weitramsdorf, ein Wildpark mit Jagd- und Fischereimuseum in Tambach, eine Kegelbahn in Weitramsdorf, eine Sport- und Kulturhalle In Weitramsdorf sowie ein gut ausgezeichnetes Rundwanderwegenetz innerhalb der Großgemeinde und der Anschluß an regionale und überregionale Wanderwege bei. Um die aufgrund Ihrer Nähe zu Coburg zu einer beliebten Wohngemeinde gewordene nun wieder ländlich geprägte Kommune weiter voranzubringen, hat sie sich der im Jahre 2001 gegründeten „Initiative Rodachtal“ angeschlossen.
Sitz der Gemeindeverwaltung ist das 1901 als Schulhaus gebaute, 1978/79 renovierte Rathaus in Weitramsdorf. Kirchengemeindlich gehören die evangelischen Gemeinde-bürger in Weidach zur Kirchengemeinde Weidach-Scheuerfeld, in Weitramsdorf, Schlettach und Gersbach zur Kirchengemeinde Weitramsdorf, in Altenhof, Hergrams-dorf, Tambach und Neundorf zur Kirchengemeinde Tambach, die katholischen Gemeindebürger im ehemaligen altbayerischen Gebiet zur Kirchengemeinde Neundorf und im ehemaligen altcoburgischen Bereich zur Kirchengemeinde Weidach-St.Michael.